Die letzte Nacht hatte ich keine Angst vor Tsunamis. Aber wenn das Wohnmobil an der Steilküste steht und es weit hinuntergeht, dann spielt manchmal die Phantasie vor dem Schlafen gehen verrückt. Wie gut ich plötzlich hören kann, wenn die Wellen gegen die Klippen schlugen. Warum eigentlich? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit? Heute Nacht trat sie nicht ein.
Gemütlich haben wir unser Frühstück genossen, während die CA1 nach der Sperrung wieder befahren werden durfte. Nach dem Frühstück einen kleinen Drohenaufstieg. Nach unten konnte ich recht gut gucken, nach oben fehlte das Gefühl. Steil war es alles. Es ging weiter Richtung Süden. Allerdings verläuft der Urlaub nun etwas anders. Wir hetzen nicht mehr unbedingt von einem POI zum anderen. Das erklärt auch die Lücken in meinen Erinnerungen und der Blogbeiträge, denn tatsächlich ist die Lust zu schreiben etwas verflogen.
Die Sehenswürdigkeiten lassen aber auch nach. Jeder dritte Ort biete eine Wharf mit Buden. Jeder dritte Ort bietet einen Vergnügungspark usw. So liest sich zumindest der Reiseführer. Die besten Plätze haben wir uns aber angeschaut. Und was wir noch nicht kannten, blieb trotzdem auf dem Plan.
Heute war einer der Tage, wo ich auf dem Beifahrersitz saß. Wir umkurvten mit dem Wohnmobil Kurve für Kurve um an unser Ziel zu gelangen. Als wir den Urlaub geplant haben, bekam ich den Tipp von Nord nach Süd zu fahren. Teilt man die Straße in vier Linien und beginnt mit der rechten, aus meiner Sicht als Beifahrer, dann ergibt sich folgende Sitzreihe:
- 1. Reihe (am rechten Straßenrand): Deluxe, weil der Blick direkt über das Meer schweift
- 2. Reihe: Der Fahrer kann einiges erhaschen, ist allerdings auf die Straße konzentriert
- 3. Reihe: Der Fahrer des Gegenverkehrs sieht zwar noch etwas vom Meer, aber halt weniger als in der 2. Reihe
- 4. Reihe: Für Beifahrer mit Höhenangst geeignet. Man kommt von Süd nach Nord und muss kaum einen Blick zum Meeresspiegel riskieren.
Während ich also auf meinem Deluxe Platz leichte Wirbelsäulenübungen praktizieren musste, war mir aber ein unglaublicher Blick geboten. Warum bin ich eigentlich die meiste Zeit gefahren?
Die Liste der Wildtiere in diesem Urlaub war lang; Seelöwen, Seehunde, Pelikane, Orcas, Grauwale, Rehe, Hirsche, Reiher, Kormorane. Und das war nicht geplant. Die waren eher alle zufällig dort in den Momenten, wo wir vorbei fuhren. So war spielte sich auch die Begegnung mit den nächsten Tieren ab. Auf Meer waren viele Wellen zu erkennen. Allerdings in einer schnelleren Geschwindigkeit, als das was ich bis jetzt sehen konnte. Ich zögerte nicht lang und drückte den Halteknopf für die nächste Parkbucht. Fernglas gezückt, anvisiert. Delfine. Unzählige Delfine schwammen südwärts durch den Ozean. Auftauchen, abtauchen. Nicht so langsam wie Wale. Das war ein zackiges Tempo.
Noch in keinem Urlaub habe ich so viele Wildtiere in meinem gesamten Leben gesehen. Vor zwei Jahren standen Bären im Yellowsone, Bisons und Elche auf der Liste.
Der Motor startete und wir folgten den Straßenmarkierungen. Am „Piedras Blancas“ Vista Point wurden Seeelephanten angekündigt. Allerdings sind die Tiere nur zum Gebären ihrer Kinder hier und sollen dann wieder ins Meer zurückwandern. Parkplatz aufgesucht und mit Kamera ausgestattet ging es dem Steg entlang. Der ganze Strand war voll mit Seeelefanten. Zwischen Jung- und Alttieren war hier kaum zu unterscheiden. Und putzig sind die. Völlig unbeirrt von den ganzen Schaulustigen haben die Seeelefanten immer wieder mit ihren Seitenflossen Sand auf ihre Rücken geschaufelt. Entlang des Strandes sah das sehr bizarr aus. Als, wenn der ganze Sand durch die Luft geworfen wird. Warum das gemacht wird, wird nur spekuliert. Die Variante, dass der Sand den Rücken kühlt und vor der Sonne schützt war für mich der schlüssigste. Bei meinen Beobachtungen habe ich auch andere Dinge beobachten können, die sehr menschlich waren. Mit den Flossen haben sie die Elefanten gekratzt. Ob am Kopf oder wenn der Körper gebogen wie der Halbmond war, auch an anderen Körperstellen.
Wir wollten noch nach Hearst Castle. Ein Protzbau eines Verlegers. Doch war es zu spät, um an einer Führung teilnehmen zu können. Somit wurde das Ziel gestrichen.
In Pismo Beach fanden wir einen tollen Stellplatz. Von Dünen geschützt standen wir direkt am Strand. Kilometerlange Sandstrände sind normal hier. Der Sonnenuntergang: Wolkenfreier Horizont. Die Sonne brannte bis zum Ende und verschwand hinter dem Meer und nicht hinter irgendwelcher weit entfernten Wolkenwänden.