Tag 16 – Fort Bragg, Mendocino und Fort Ross

Ich schreibe hier über Tag 16. Der Text wird allerdings an Tag 19 geschrieben. Meine Erinnerungen sind schwach. Die Eindrücke überschlagen sich. Vor meinen Augen flackern Bilder. Bilder unzähliger Momente. Ob es die Fahrt ist oder die Pausen. Die Klippen. Die Straße am steilen Abgrund. Vor zwei Jahren verlor ich an den letzten Tagen die Lust etwas zu schreiben. Mal gucken, wie es weitergeht. Kommen wir zu Tag 16. Ich hatte den Tag bereits begonnen, dann auf dem iPad eine App geöffnet und der Text war verloren. Kurze Aufregung, iPad weg und dann habe ich mir vorgenommen, mit dem Laptop den Text neu zu schreiben. Noch ein kleiner Ausflug, bevor es richtig losgeht:

Die Ausrüstung hat sich im Vergleich zum Urlaub von vor zwei Jahren dramatisch geändert. Ein Paar Socken. Ne Büx und irgendwas zum Überziehen. Das musste reichen. Bereits am Flughafen Hamburg bezahlte mein Vater 72 € wegen 3 kg zu viel im Koffer. Duschgel mit auf den Flug nehmen, sollte man unterlassen, wenn man so viel Technik mitnimmt. Zur Inventarliste, was die Elektrogeräte von uns beiden betrifft:

  • 1 Spiegelreflexkamera
  • 2 iPad
  • 3 Smartphones
  • 1 GoPro (vielen Dank an Chris)
  • 1 Zahnbürste
  • 1 Laptop
  • 3 Elektrorasierer
  • 1 Drohne
  • 1 Camcorder
  • 1 Kompaktkamera
  • 1 Hotspot (erst in Amerika gekauft)

Das macht unterm Strich 10 Geräte, die Fotos machen können. Macht pro Person 5 Geräte. Gleiches gilt für Videos. Wahnsinn. Die Liste wollte ich schon seit Tagen fertig machen. Jetzt passte es in den Text und viel wichtiger: Ich habe es nicht wieder vergessen.

Tag 16! Was ich an Tag 15 geschrieben habe, weiß ich nicht mehr. Wir wachen auf. Die ganze Nacht toste der Pazifik in 200 Meter Luftlinie. Was man sich so für Gedanken macht, wenn man in einem Erdbeben und Tsunami Gefahrengebiet schläft. Aber es ist nichts passiert. Die Sonne strahlte in alle Himmelsrichtungen. Es gab: Schlechtes Internet. Wie immer. Erst ein Platz konnte mich zufrieden stellen. 2015. Wir fliegen zum Mars. Aber Internet… Sagte ich bestimmt schon mehrfach auf der Reise.

Vielleicht auch im Blog. Aber nach 19 Tagen. Wer kann sich an das alles noch erinnern. Vor dem Spaziergang zum Strand probierte ich die Drohne aus. Am Vortag noch wegen mangelndem GPS Signal gegen einen Mini-Redwood geknallt, wollte ich einen Probeflug bei viel Fläche machen. Sie startete und sie hob gewohnt ab. Auch der Test, ob die Drohne an ihrer GPS Position bleibt, war erfolgreich. Video an und los. Hoch, Höher, 100 Meter. Eine kurze 360° Drehung. Den Strand wieder im Fokus und die Kamera nach unten richten. Der Platz war gut zu sehen. Jetzt über dem Wohnmobil in den Sinkflug. Speicherkarte voll. Trotzdem der Beste Flug bis jetzt samt Video. Automatischer Landeanflug funktioniert auch. Per Smartphone den Befehl gegeben, dass die Drohne wieder zu mir kommen soll. Auf 100 Meter geht es erstmal zu meinem Standort. Dann geht es langsam runter. Landung, Rotoren aus. Fast wie von alleine.

Danach gehen wir im Hellen zum Strand. Bei der Ankunft am Vorabend sahen wir hier nur gemütliche Lagerfeuer. Kurz inne halten am feuchten Boden, wo die Wellen noch vor wenigen Minuten kurz ankamen und zurück zum Wohnmobil.

Es folgen: Kurven um Kurven. In Fort Bragg angekommen kündigt der Reiseführer den Glasstrand an. Im Internet sah ich ein interessantes Foto. Deswegen war der Ort auch ein Zwischenstopp. Wohnmobil geparkt zum Strand. Die Klippe runtergeschaut und da lagen nun die Glasscherben. Der liebe Mensch hatte nichts anderes gemacht, als die Klippen zur Kippe umzubauen und das Altglas dort abzuladen. Die Natur ist kreativ und hat Welle für Welle die Glasscherben abgerundet. Wer möchte, kann also Barfuß drüber. Aber so wahnsinnig viel ist das nicht. Auch mein Foto ist nicht wirklich spektakulär. Es geht weiter.


Mendocino. Ein weltbekannter Ort. Ihr habt alle davon schon gehört. Na gut. Ich auch nicht. Aber mit seiner Kulisse diente der Ort vielen Hollywood Filmen. Welche? Steht im Reiseführer. Ich kannte keinen davon. Die
Häuser sind schön. Der Ort lebt vom Tourismus und das wahrscheinlich gut. Aber nicht von 5* Hotels mit toller Strandlage, sondern eher im Stile wie Timmendorfer Strand. Einzelne Goldstücke zieren das Schaufenster eines Juweliers. Es ist kein Preis angebracht. Ich kann ihn mir aber denken. Und die German Spießigkeit lernte ich kennen. Eine kleine Hinterhofbäckerei  bot mit kleiner Terrasse zum Verweilen ein. Aber es gibt keinen Kaffee dort.
Auf der Vorderseite des Gebäudes gab es ein Café. Dort mit Pappbecher geht es dann zurück zur Bäckerei und dann auf die Terrasse. Unverständnis bei meinem Mitreisenden. In Deutschland würde wahrscheinlich jeder Betreiber im Kreis springen und mitgebrachte Getränke verbieten. Hier aber nicht.


Es ging weiter nach Fort Ross. Die Sonne drohte unterzugehen, als wir ankamen. Fort Ross ist nur bis „Sunset“ geöffnet. Das Besucherzentrum schon geschlossen. Wohl aber auch, weil keine Saison ist. Das Fort wurde vollständig nachgebaut, denn es brannte mehrfach ab. Bilder aus den Jahrzehnten zuvor machten es möglich, dass es trotzdem authentisch aussah. Eine Schulklasse oder eine Jugendgruppe hat sich alte Gewänder gesteckt und bewohnt das Fort wie früher. Essen wurde auf offenem Feuer zubereitet. Die Gebäude waren offen, doch überall lagen persönliche Sachen der Kinder. Mit Schlafsack und Isomatte wurde hier gehaust. Wir blickten überall kurz rein und gingen durch den Hinterausgang wieder aus dem Fort. Wir entschieden uns, unser Abendbrot zum Sonnenuntergang gewandt auf dem Parkplatz zu verbringen. Schnell gekocht, schnell gegessen, schnell Fotos gemacht. Das Fort diente der Russisch-Amerikanischen Gesellschaft, die ein Monopol für den Handel mit der Außenstelle in Alaska hatte. Ein ganz schön weiter weg. Und nach den Klippen um das Fort zu urteilen, auch kein einfaches Unterfangen mit Booten das zu bewerkstelligen.

Es wurde sehr schnell dunkel und es folgte wieder Kurve um Kurve. Vermutlich war das die Strecke mit den höchsten und steilsten Abhängen zum Pazifik. Ein Teil der Strecke konnte mit zwei Toren zu gemacht werden. Vermutlich, wenn wieder etwas Land bzw. Straße fehlte. Der Pazifik nagt, wo er kann. Die ausgetrocknete Berglandschaft und seltene Regenfälle tun ihr Übriges. Mit so einem großen Wohnmobil die vielen Kurven fahren, kann anstrengend sein,
auch, wenn die Strecke unendlich viel Küste und Schönheit bietet. Und Einwohner finden das bestimmt toll, hinter so einem Wohnmobil herzufahren. Daher gibt es oft kleine Buchten, in denen angehalten werden kann. So mancher findet das nicht ausreichend und überholt auch gerne. Nur in den meisten Fällen kommt dann auch Gegenverkehr. So auch, als uns ein Pickup vor einer Kurve (sind ja nur Kurven) überholte und fast frontal mit dem Gegenverkehr zusammen stieß. Der hätte uns dann wahrscheinlich noch getroffen oder aus Schreck hätte man das Wohnmobil den Abhang runter manövriert. Unser Herz hörte kurz auf zu schlagen, beruhigte sich aber schnell wieder. In Bodega Bay angekommen, fuhren wir auf einen Campground, wo uns der Pafifik mit seinem Wellenrauschen durch die Nacht begleitete.

P.S.: Der letzte Rechtschreibfehler war lustiger Zufall. Ich lasse ihn so stehen. Wir sind ja auch im Land der Nüffe.

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